Schaukeln nur mit rotem Rock – die Methode Wunschproduktion
Wartenau Versammlung #15 mit Margit Czenki und Christoph Schäfer
Wie kann die Imaginationskraft eine transformative Spannung zur Wirklichkeit aufbauen? Die kollektiven Projekte von Margit Czenki und Christoph Schäfer intervenieren in Städte und Stadtplanung. Sie machen den Widerspruch zwischen dem glitzernden Verspechen der Städte auf Freiheit und Ideenaustausch und der faden Realität des durch Kapital und Behörden kommandierten Raums produktiv. Sie setzen radikal auf Subjektivität, um das Gemeinsame neu zu definieren; sie forcieren Unterschiedlichkeit, um Treffpunkte für alle zu schaffen; sie organisieren kollektive Prozesse der Rezeption von Stadt, um der Produktion von Stadt eine neue Richtung zu geben.
Der Begriff der Wunschproduktion ist dabei zentral, erweitert sich jedoch zunehmend zur kollektiven Forschung. Und die kann die Form einer Fotosafari auf dem nächtlichen Kiez, als Zeichnungs-workshop für 16jährige, als kooperatives Gesellschaftsspiel oder als urbaner Tanzworkshop in Erscheinung treten.
Margit Czenki und Christoph Schäfer stellen Projekte vor, die teils verwoben mit sozialen Bewegungen und immer in wechselnden transdisziplinären Teamkonstellationen entstanden:
Park Fiction – die Wünsche werden die Wohnung verlassen und auf die Strasse gehen (Hamburg ab 1994), ContainerUni: Nutze das Provisorium und sorge dafür, dass alle später diesem Zustand nachweinen (Friedrichshafen 2012), Planbude – Knack' den St. Pauli Code (Hamburg ab 2014), FABRIC – Brombach Dreaming (Lörrach 2017 - 2019), Parklabyr (Museum Morsbroich Leverkusen seit 2022).
Margit Czenki war zuvor Filmemacherin und drehte die Spielfilme »Komplizinnen« (mit Pola Kinski, Therese Affolter und Marianne Rosenberg, Filmverlag der Autoren 1987) und »Swingpfennig/Deutschmark« (mit Ted Gaier, Francoise Cactus, Schorsch Kamerun, Daniel Richter, 1994). Sie gründete den ersten antiautoritären Kinderladen Münchens, das »faf - Filmarchiv Frauen« im Hamburger Filmhaus und das »Kinderhaus am Pinnasberg«.
Christoph Schäfer studierte Freie Kunst an der HfbK und machte seine erste Installation mit Cathy Skene im Acid-Club Unit 1989. Seine zeichnerische Arbeit macht »Veränderung vorstellbar« (Fulya Erdemici), wie das Buch »Die Stadt ist unsere Fabrik« (Spector Books 2010) oder die Zeichnungsserie »Bostanorama«, die zum heimlichen Reflexionsort über die Geziproteste auf der 13. Istanbul Biennale wurde (Spector Books 2014).
Mit Park Fiction nahmen die beiden an der von Okwui Enwezor kuratierten documenta11 teil. Als Teil des Park Fiction Komitees subkuratierten sie 2003 die Konferenz »Unlikely Encounters in Urban Space« und co-organisierten im Herbst 2022 die Ausstellung und Talkshow »Gefährliche Nachbarschaften«.